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BKK PFALZ 5
INTERVIEW
Dr. Mathias Diebig vom Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf
Wir haben Dr. Mathias Diebig gefragt, wie Pendler aus einer solchen Situation das Beste machen können.
Welche Strategien gibt es, damit ein Pendler nicht jeden Tag buchstäblich auf der Strecke bleibt?
Dr. Diebig: Flexible Arbeitszeiten würden die Belastung reduzieren. Autopendler könnten so ein hohes Verkehrs- aufkommen und Bahnfahrer die „Rushhour“ umgehen. Dafür braucht es entsprechende be-
eher als gute Gelegenheit, Dinge zu tun, für die sonst keine Zeit bleibt: etwa für die kulturelle Stunde im Auto mit Hör- büchern, Musik oder interessanten Radiosendungen. Auch das Auffrischen einer Fremdsprache mittels CD kann gut funktionieren.
Eine Schlagzeile lautete: „Sitzen ist das neue Rauchen.“ Ein Pendler verbringt sehr viel Zeit sitzend. Wie kann er Rückenproblemen vorbeugen?
triebliche Vereinbarungen. Die äußeren
Bedingungen des Pendelns – verstopfte
Straßen und überfüllte U-Bahnen – sind
aber nicht die eigentlichen Stressaus-
löser. Das, was ein Pendler darüber denkt,
entscheidet, ob ihn die Situation stresst
oder nicht. Wer sich tagtäglich angesichts
von Baustellen und Staus, die er nicht
beeinflussen kann, die Haare rauft, nach
dem Motto: „Das gibt es doch gar nicht,
wieso passiert das immer mir?“, stresst
sich letztlich selbst. Daher ist ein menta-
les Stressmanagement ganz wichtig: als
Pendler die Situation anzunehmen, eine
positive Haltung einzunehmen und konstruktiv an einer Lösung zu arbeiten: „Was könnte die Situation verbessern?“
Was sind für Sie konstruktive Lösungen?
Dr. Diebig: Wenn es Pendlern gelingt, die Zeit sinnvoll zu nutzen, wird diese nicht als Belastung empfunden, sondern
Dr. Diebig: Ich rate dazu, Bewegung regelmäßig in den Alltag einzubauen. Sport ist ein wichtiger Ausgleich, soll aber Spaß machen und nicht zusätzlich stressen. Zug- pendler könnten zum Beispiel am Bahn- hof ein Fahrrad deponieren und den Weg bis zum Arbeitsplatz radeln, anstatt die U-Bahn zu benutzen. Wer auf betriebliche Angebote zurückgreifen kann, sollte sie ausprobieren – zum Beispiel höhenverstell- bare Schreibtische, um auch mal stehend zu arbeiten. Neben Bewegung ist aber auch eine gesunde Ernährung wichtig. Pendler, die zwischen 30 und 60 Minuten zur Arbeit
fahren, neigen erwiesenermaßen stärker zu Übergewicht als andere Menschen. Zu Fast-Food-Snacks unterwegs auf die Hand sollte man sich da besser nicht verleiten lassen, sondern lieber zu Obst und Gemüse greifen.
*BAuA (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin):
Bericht „Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt – Mobilität“, 2016
Wer Mobilität als berufliche Chance sieht, kommt körperlich und psychisch besser damit zurecht als jemand, der sein Pendeln als Zwang empfindet.*


































































































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