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Kommunikation – analog und digital
Kommunikation ist mehr als „nur“ miteinander reden. Viele nonverbale Signale sind dabei wich- tig: Gesichtsausdruck, Gestik, Körperhaltung, Pupillengröße. Zum Teil können wir diese Sig- nale noch wahrnehmen, wenn wir per Videochat kommunizieren. Wir teilen uns aber auf mehre- ren Sinnesebenen mit, beispielsweise auch über Gerüche. Ob man „jemanden riechen kann“, bekommt man deshalb nur bei persönli- chen Begegnungen mit. Beim Videoanruf gehen viele Signale verloren, beim Telefonieren noch viel mehr.
Wo helfen die „sozialen Medien“?
Medienpsychologen weisen darauf hin, dass Menschen, die viel über soziale Netzwerke und Messenger-Dienste kommunizieren, auch oft mehr analoge Gespräche mit ihren Kontakten führen. Gerade über größere Distanzen können so Freundschaften aufrechterhalten werden.
Dr. Tobias Dienlin, Medienpsychologe an der Universität Wien, konstatiert, dass es bei der Kontaktpflege nicht so sehr auf das Medium ankomme, sondern auf Bot- schaft und Inhalt. „Wichtiger ist, dass man überhaupt mit Mitmenschen in Kontakt steht“, so der Psychologe, denn Kommunikation ist ein zentrales Bedürfnis. Es steckt in unseren Genen, dass wir uns in Gruppen zu- sammenschließen und dazugehören wollen. Studien zeigen, dass allein das Verbreiten von Mitteilungen in sozialen Netzwerken dazu führt, dass Menschen sich weniger allein fühlen.2 Allerdings: Menschen, die im Offline-Leben schwer Freunde finden, können das meist auch online nicht kompensieren.
Virtuelle Kontakte – echte Berührung
Psychologin Dr. Jennifer Eck von der Universität Mann- heim darüber, was soziale Kontakte ausmachen.
Könnten wir Kontaktverbote dauerhaft e»rtragen?
DR. JENNIFER ECK: Wir sind soziale Wesen und brauchen die zwischenmenschliche Nähe. Sie befriedigt unser Grundbedürfnis nach Zugehörigkeit. Mit dem „Social Distancing“ können Menschen, die zuvor vieles alleine gemacht haben, häufig besser umgehen als Men- schen, die ein starkes Bedürfnis haben, unter Leute zu gehen und Zeit mit anderen zu verbringen. Letzteren fällt es meist schwerer, auf persönliche Kontakte zu verzich- ten. Dauerhafte Kontaktverbote würden sich allerdings negativ auf das Wohlbefinden aller auswirken.
Werden Menschen, die alleine leben,
durch die fehlenden persönlichen Treffen einsam(er)?
Singles beispielsweise haben häufig mehr Kontakt zu ihrem Freundeskreis als Personen, die in einer Partner- schaft leben. Aber wenn Treffen nicht stattfinden, kann es schnell passieren, dass sie sich einsam fühlen.
Kann virtuelle Technik Live-Kontakte ersetzen?
Durch die sozialen Medien ist es einfacher geworden, mit anderen in Kontakt zu bleiben. Vor allem, wenn persönliche Treffen schwierig oder unmöglich sind. Aber echtes Beisammensein ist wichtig fürs eigene Wohl- befinden. Eine liebevolle Umarmung, Händeschütteln, Küsschen, Berührungen können nicht durch virtuelle Begegnungen ersetzt werden.
Können virtuelle Kontakte zu Freunden werden?
Wer über soziale Medien aktiv kommuniziert, kann in der Tat Freundschaften schließen. Für schüchterne Men- schen sind sie eine Hilfe bei der Kontaktaufnahme.
Quellen: 1European Commission 2019 @Statista 2020 2Deters, F./Mehl, M. R. (2013): Does Posting Facebook Status Updates Increase or Decrease Loneliness? Social Psychological and Personality Science, 4 (5), S. 479–586
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