Page 5 - BKK Pfalz GESUNDHEIT 2021-3
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 Die Liste von Ereignissen, die uns an den Rand des Aushaltbaren bringen können, ist lang und individuell ganz verschieden. Während bei manchen Menschen
der innere Stresspegel bereits unkontrollierbar ansteigt, wenn im Homeoffice die Technik versagt, macht andere das Gefühl von Einsamkeit panisch. Erschwerend kommt hinzu, dass schon der ganz normale Alltag vielen zu viel abverlangt – auf gut gefüllte Energiespeicher können
die wenigsten Menschen zurückgreifen.
Hoher Stresspegel, emotionales Handeln
Die Fähigkeit zur Selbstberuhigung ist uns leider nicht angeboren. Im Gegenteil: Sofort in Habachtstellung
zu sein, kann Leben retten. Mit einem Hochschnellen emotionaler Erregung steigt der Adrenalinspiegel, Cortisol wird ausgeschüttet, und wir sind schnell hand- lungsfähig. Der Nachteil daran: Solange der Stresspegel hoch ist, werden Teile des Gehirns, die für das logische Denken zuständig sind, quasi lahmgelegt. Gefühls- gesteuerte Areale haben die Oberhand, sodass wir nicht überlegt handeln, sondern unbewusst auf uns bekannte Strategien zurückgreifen. Ist zügiges Reagieren angesagt, passt die Reaktion: Nicht lange überlegen, handeln! Doch die Natur hat diesen praktischen Mechanismus nur für punktuelle Gefahrensituationen vorgesehen – etwa für die schnelle Flucht vor einem wilden Tier oder das instinktive Zurseitespringen bei einem ankommenden Fahrzeug. Wenn die Gefahr ge- bannt ist, muss unser System sich wieder beruhigen – sonst können wir über kurz oder lang körperlich und seelisch krank werden. Es lohnt sich also zu lernen, innere Anspannung und Nervosität herunterzuregeln.
Kinder brauchen Vorbilder
Die Wissenschaft geht zwar davon aus, dass unser Temperament zu 30 bis 50 Prozent in unseren Genen verankert ist. Doch auch wer vorbelastet ist, kann Selbstberuhigung lernen. Kinder benötigen dafür Vorbilder. Sie orientieren sich insbesondere in den ersten drei Lebensjahren am Verhalten der Eltern oder anderer Bezugspersonen.
Üben lohnt sich
Erwachsene können es trainieren, den emotionalen Aufruhr niedrig zu halten oder sogar zu vermeiden. Dafür ist es wichtig, aufsteigende negative Gefühle rechtzeitig zu erkennen und so Wut, zermürbende Gedanken und Ärger zu stoppen. Machen Sie sich typische stressaus- lösende Erlebnisse aus Ihrem Leben bewusst und reflek- tieren Sie, wie Sie darauf reagiert haben. Was war das
Bedrohliche für Sie? Welche anderen Reaktionen sind alternativ denkbar und könnten der negativen Situation entgegengesetzt werden? Häufig tut es gut, hierfür die Hilfe von Psycholog*innen oder Therapeut*innen in Anspruch zu nehmen, die Ihnen helfen, persönliche wiederkehrende Muster zu verdeutlichen.
Von der Theorie bis zum Verinnerlichen einer neuen Reaktion braucht es Zeit und Übung. Doch es lohnt sich, nicht so schnell aufzugeben. Schon erste kleine Erfolge vermitteln Ihnen das gute Gefühl, negativen Emotionen nicht hilflos ausgeliefert zu sein, und stärken Sie langfristig auch für neue Herausforderungen.
Selbstberuhigungs-Tipps für akute 1Stressmomente:
Bewusst auf das Atmen konzentrieren. Es verlang-
samt unser Denken und entspannt. Vier Sekunden einatmen, sieben Sekunden die Luft anhalten, acht Sekunden ausatmen. Wenn möglich, die Augen schließen. Mehrmals wiederholen.
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4Eine Körperhaltung einnehmen, die man in
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Aus der Situation gehen. Dreimal in die Luft boxen.
Langsam bis zehn zählen. Den Satz „Du bist ganz ruhig!“ sagen beziehungsweise denken. Das erleichtert, die eigenen Impulse zu kontrollieren.
Den Fokus auf die Sinneseindrücke im Raum
lenken: drei Dinge, die ich sehe, drei Dinge, die ich höre, drei Dinge, die ich gerade spüre.
sicheren, guten, freudvollen Situationen hat.
Auch sich körperlich zu verausgaben und Energie abzubauen hilft, zur Ruhe zu kommen. Vorbeugend sind Entspannungstechniken ein wirksamer Schutz: Mithilfe von Yoga, autogenem Training, progressiver Muskel- entspannung oder Atemmeditation können wir lernen, das Nervensystem positiv zu beeinflussen und Stress- symptome gar nicht erst aufkommen zu lassen.
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Ihre BKK Pfalz unterstützt Präventions- kurse: zum Beispiel Yoga, Qigong, autogenes Training und progressive Muskelentspannung. Zuschuss in Höhe von bis zu 300 Euro im Jahr – auch für mitversicherte Angehörige.
BKK PFALZ 5
 







































































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