Prokrastination

Diszipliniert und ehrgeizig das Studium meistern, ohne auch nur ein Semester zu verbummeln, das schaffen die wenigsten. Ein geradliniger Weg durch die Studienzeit ist aber auch gar nicht Jedermanns Sache. Schließlich muss man auch mal faulenzen und das Studentenleben genießen. Wenn man aber im 16. Semester plötzlich feststellt, dass man die Kurve nicht kriegt, liegt das vielleicht an der Aufschieberitis, der sogenannten Prokrastination.

Die Studentenkrankheit

Man müsste ja eigentlich lernen, und die nächste Prüfung steht auch bald an. Andererseits ist das Wetter gerade so toll, und außerdem kann man den Kurs ja im nächsten Semenster wiederholen. Also rein in die Badehose und ab an den See.

Wer dieses Verhalten nicht nur ab und zu, sondern dauerhaft an den Tag legt, leidet eventuell unter der als „Studentenkrankheit“ verrufenen Prokrastination, einem chronischen Aufschiebeverhalten. Notwendige und unangenehme Arbeiten werden immer wieder verschoben, anstatt sie zu erledigen.

Keine Krankheit, aber „heilbar“

Prokrastination gilt nicht als psychische Erkrankung, sondern als Problem verursacht durch mangelnde Strukturierung, Organisation und Prioritätensetzung. Hinzu kommen Symptome wie Langeweile, aber auch Ängste und Perfektionismus. Die Folge ist häufig die Vermeidungstaktik, also ein stetiges Verschieben der zu erledigenden Aufgaben.

Wer bei sich ein solches Verhalten beobachtet, sollte sich schnell eine Strategie erarbeiten:

  • sich einer Lerngruppe anschließen

Bitte Kommilitonen, mit dir gemeinsam zu lernen. Wenn sich mehrere zusammenschließen, profitiert davon meistens jeder Einzelne. Denn oft können durch Lerngruppen Wissenslücken mehrerer Beteiligter geschlossen werden.

  • anderen anvertrauen, dass man Probleme bei der Selbstorganisation hat

Perfekt organisiert ist nun mal nicht jeder. Das ist kein Grund sich zu schämen. Geh offensiv damit um und vertraue netten Kommilitonen an, dass du in Sachen Selbstmanagement noch Nachholbedarf hast. Sicher gibt es Taktiken, die du dir abschauen kannst.

  • sich erinnern lassen

Bitte Kommilitonen oder andere Freunde oder Bekannte, dass sie dich regelmäßig ans Lernen erinnern. Das fällt sicher weder dir noch deinen Freunden besonders leicht, aber dafür solltet ihr einen kleinen Pakt beschließen: Dein Freund oder deine Freundin erinnert dich regelmäßig daran, dass du dein Lernpensum schaffen musst — und umgekehrt versprichst du, den Hinweis ernst zu nehmen und umzusetzen.

  • an der Hochschule Hilfe suchen

Hochschulen bieten oft Beratung für Studierende an, die Probleme in Sachen Lernen, Selbstorganisation etc. haben. Erkundige dich am besten bei der Studierendenvertretung deiner Fakultät/deines Fachbereichs oder frage im Studierendensekretariat nach. Oft gibt es auch auf der Website der Hochschulen schon Hinweise.

  • einen Kurs in Selbstmanagement besuchen

Produktiv und auch langfristig hilfreich ist ein Seminar zum Thema Selbstmanagement. Viele Hochschulen bieten solche Kurse direkt für Erstsemester an. Aber auch, wenn du mitten im Studium merkst, dass du in der Lernklemme steckst, kannst du solche Kurse besuchen. Wenn es an deiner Uni etwas Vergleichbares nicht gibt, erkundige dich bei der ortsansässigen Volkshochschule oder anderen Trägern.

  • sich einen Lernplan mit Pausen und Belohnungen zusammenstellen

„Ordnung ist das halbe Leben“ — ein Satz, der viele völlig nervt. Trotzdem ist was Wahres dran. Wenn du Probleme hast, dein Lernpensum einzuteilen und dich daran zu halten, solltest du dir auf jeden Fall einen Plan machen. Wichtig dabei: Bleib realistisch! Zu viel Stoff in zu kurzer Zeit bleibt oft nicht lange genug hängen. Also plane auch Pausen ein und belohne dich nach jeder erreichten Etappe.

Professionelle Hilfe

Nimmt dein Chaos dir jegliche Lebensfreude? Wenn alle Tipps nichts helfen, solltest du dir professionelle Hilfe suchen. Entweder durch einen Coach, der oder die dir hilft, Licht ins Dunkel und Ordnung in dein Leben zu bekommen. Oder durch therapeutische Begleitung. Wende dich zuallererst an die psychologische Beratungsstelle deiner Hochschule (meistens beim Studentenwerk). Die meisten Unis haben Erfahrung mit Prokrastination und können dir sicherlich Hilfsangebote zeigen oder Empfehlungen aussprechen. Oder sprich mit dem Arzt deines Vertrauens über dein Problem, damit er dir einen Experten empfehlen kann.