Intersexualität beschreibt das Phänomen, dass manche Menschen geboren werden, ohne eindeutig einem bestimmten Geschlecht zugeordnet werden zu können. Sie haben sowohl weibliche als auch männliche Geschlechtsmerkmale. Intersexuelle Menschen werden auch als „Hermaphroditen“ oder umgangssprachlich als „Zwitter“ bezeichnet.
Fachleute schätzen, dass etwa jedes tausendste Neugeborene mit uneindeutigem Geschlecht auf die Welt kommt.
Eltern entscheiden
Bisher mussten Eltern sich — zumindest auf dem Papier — entscheiden, welches Geschlecht ihrem Neugeborenen offiziell zugeordnet werden sollte. Eine schwierige Aufgabe, kann man schließlich bei der Geburt noch lange nicht erahnen, wie sich die Identität des kleinen Menschen später entwickeln wird.
Viele Eltern haben sich, ohne sich der späteren Folgen bewusst zu sein, bereits im Baby- oder Kleinkindalter für eine operative Anpassung der Sexualorgane entschieden und damit auch körperlich festgelegt, welchem Geschlecht ihr Kind zugeordnet werden soll. Diese frühzeitige Anpassung ist heute sehr umstritten und wird vor allem von Interessenverbänden heftig kritisiert.
Viele frühzeitig operierte Intersexuelle leiden sehr, da durch den Eingriff am eigenen Körper eine Entscheidung getroffen wurde, die sich nicht mehr (oder nur unter großen Schwierigkeiten) rückgängig machen lässt.
Weder noch oder beides?
Seit dem 1. November 2013 sind Eltern von der Verpflichtung freigesprochen, das Feld „Geschlecht“ bei der Geburt ihres Kindes auszufüllen. Bisher musste zwischen „männlich“ und „weiblich“ entschieden werden, jetzt dürfen die Felder unausgefüllt bleiben, da der Deutsche Ethikrat den Zwang zur Festlegung des Geschlechts als einen „nicht zu rechtfertigenden Eingriff in das Persönlichkeitsrecht und das Recht auf Gleichbehandlung“ Intersexueller kritisierte.
Was klingt wie ein großer Fortschritt, wird jedoch nicht von allen Interessenverbänden gefeiert. Einige von ihnen kritisieren die Entscheidung, da durch das Weglassen des Geschlechts intersexuelle Kinder direkt „geoutet“ würden.
Die deutsche Sektion von Amnesty International, Queeramnesty Hamburg hingegen lobt, „dass zum ersten Mal ein öffentlicher Diskurs auf größerer interdisziplinärer Basis unter Beteiligung der Betroffenen über ein lange gesellschaftlich hoch tabuisiertes Thema geführt wurde.“ (Quelle: http://diskurs.ethikrat.org/2011/08/das-recht-auf-freie-selbstbestimmung...)
Für wen schlägt ihr Herz?
Über die sexuelle Orientierung ist — ebenso wie bei Transsexuellen — keine Aussage getroffen, wenn man von „intersexuell“ spricht. Intersexuelle Menschen können wie alle anderen auch hetero-, homo- oder bisexuell sein.
Solltest du bei dir den Verdacht haben, dass du intersexuell bist, wende dich am besten an die Organisationen, die wir hier verlinkt haben. Dort kannst du mit Gleichgesinnten sprechen und dir professionelle Ratschläge holen.