Page 15 - BKK Pfalz Gesundheit 2020-1
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grüßen zurück, manchmal ergeben sich kleine Gespräche. Es geht nicht darum, mal schnell zwischen zwei U-Bahn-Stationen den Seelenpartner zu finden, sondern darum, etwas anders zu machen als sonst und – wenn auch oberflächlich – mit Men- schen in Kontakt zu kommen.
Und wenn es mehr sein soll – eben eine Freundschaft? »SONIA LIPPKE: Überlegen Sie sich, was zu Ihnen und in Ihren Alltag passt: In Sportvereinen geht es oft persönlicher zu als in Fitnessstu- dios. Auch Volkshochschulen haben Kurse, bei denen man auf Gleichge- sinnte treffen kann. Ein guter Weg, aus der Einsamkeit herauszufinden, ist auch, sich ehrenamtlich zu enga- gieren. Man kreist dann nicht nur um sich selber und trifft zudem auf Men- schen, mit denen man auf einer Wel- lenlänge ist.
Ist es wirklich so einfach? Menschen machen in Verei- nen oder Kursen ja auch oft die Erfahrung, dass andere nur am Angebot und nicht an Kontakten interessiert sind oder dass niemand da- bei ist, bei dem es „klick“ macht.
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verspüren manchmal Einsamkeit.*
Es gibt Internetforen, in de- nen sich Einsame austau- schen. Ist das hilfreich? »SONIA LIPPKE: Es kann insofern erleichternd sein, als dass man hier offen von seiner Einsamkeit berichten kann. Sonst gibt das niemand gerne zu, denn Einsamkeit ist mit einem Stig- ma behaftet. Doch um aus der Ein- samkeit herauszufinden, schätze ich solche Foren als wenig hilfreich ein. Zum einen, weil die Menschen außer der Einsamkeit nicht unbedingt etwas gemeinsam haben. Zum anderen, weil man in der realen Welt aktiv werden muss, um Einsamkeit zu überwinden. Wir müssen uns mit anderen Men- schen verbinden, nicht nur vernetzen.
»SONIA LIPPKE: Es gibt keinen Au- tomatismus dafür, Freunde zu fin- den. Wichtig ist, dass man sich nach enttäuschten Erwartungen nicht wie- der zurückzieht. Man sollte sich im Gegenteil mehr Möglichkeiten schaf- fen und auch mal Unsicherheiten und unangenehme Situationen aus- halten. Wer einsam ist, hat sich oft ein Vermeidungsverhalten ange- wöhnt – und dadurch verliert man immer mehr das Vertrauen in seine soziale Kompetenz.
* Repräsentative Umfrage von Splendid Research 2017 unter rund 1.000 Deutschen zwischen 18 und 70 Jahren.
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