Essstörungen — Wenn Essen zum Problem wird

Nahrungsaufnahme ist unerlässlich, um zu leben. Allerdings gibt es viele Menschen, die Probleme damit haben, regelmäßig, ausreichend oder das Richtige zu essen. Manche essen zu viel, manche zu wenig. Oft spielt gerade bei Jugendlichen auch das Thema Körpergefühl, Aussehen, eigenes Selbstbild eine große Rolle.

Stress und Druck

Jeder hat mal Phasen, wo er unter Stress steht und deshalb auch das Essen durcheinander gerät. Vor Klausuren oder im Prüfungsstress essen manche entweder viel zu wenig oder schlingen in kurzen Lernpausen viel zu viel in sich hinein. In den meisten Fällen ist das allerdings ein vorübergehendes Phänomen und keine Essstörung.

Bedenklich wird es, wenn du dauerhaft keine geregelten Mahlzeiten zu dir nimmst. Sprich in diesem Fall eine Ärztin oder einen Arzt deines Vertrauens an und erzähle ihr oder ihm von deinen Schwierigkeiten. Über unseren Ärztefinder kannst du nach geeigneten Ärzten in deiner Nähe suchen, falls du noch keinen hast.

Vorbild und Selbstbild

Meist geht eine Essstörung mit einer seelischen Belastung einher. Gerade bei jungen Menschen spielt das Thema Aussehen, Figur, Schlankheit eine enorm wichtige Rolle. So leiden etwa an Magersucht oder Bulimie Erkrankte unter einer sogenannten Körperschemastörung: Obwohl sie bereits untergewichtig sind, nehmen sie sich selbst als zu dick wahr. Da helfen auch die Aussagen des Umfelds meistens nicht, denn der oder die Betroffene macht sein oder ihr ganzes Lebensglück davon abhängig, das eigene Körpergewicht zu kontrollieren.

Die Ursachen für die Erkrankung sind vielschichtig und individuell. Oft ist der Hauptgrund in der Familie zu suchen, jedoch können auch das durch die Medien transportierte Schönheitsideal oder andere Faktoren, etwa eine schwere Traumatisierung, zu einer Essstörung führen.

Weitreichende Folgen

Zu wenig

Wer unter Magersucht leidet und extremes Untergewicht hat, muss mit erheblichen körperlichen Folgen rechnen: verlangsamter Herzschlag, niedriger Blutdruck, Herzrhythmusstörungen, chronische Verstopfung, Nierenversagen, Knochenschwund — um nur einige zu nennen. Wer sich häufig erbricht, dem droht außerdem Zahnschwund.

Da außerdem viel zu wenig Körperfett vorhanden ist, sind die Erkrankten sehr kälteempfindlich, frieren häufig und leiden oft unter zu trockener Haut.

Zu viel

Auf der anderen Seite ist Übergewicht ebenso ein gesundheitliches Risiko, denn hier drohen Herzverfettung, Bluthochdruck, Diabetes, Arthrose sowie Erkrankungen der Wirbelsäule und des gesamten Stütz- und Bewegungsapparates.

Je nachdem wie extrem das Übergewicht und wie hoch der Bewegungsmangel ist, sind häufig operative Eingriffe (Knieoperation, Hüftoperation, Bandscheibenoperation) notwendig.

Problem erkennen und handeln

Die größte Herausforderung für Menschen mit Essstörung und vor allem für ihr Umfeld ist die Tatsache, dass die Betroffenen sich lange Zeit etwas vorgaukeln.

Ist eine Freundin oder ein Freund betroffen? Oder du hast die Vermutung, dass bei ihr oder ihm in Sachen Essverhalten etwas nicht stimmt? Hier ein paar Tipps, wie du sie oder ihn drauf ansprechen kannst:

  • Sei einfühlsam und behutsam, aber auch sachlich.
  • Mach ihr oder ihm keine Vorwürfe. Sei aufmerksam und geduldig. Und biete deine Hilfe an — etwa bei der Suche nach Beratung oder Behandlung.
  • Sprich nicht ständig über das Thema Essen oder Figur, sondern besorge euch gemeinsame Ablenkung mit Aktivitäten wie Kino, Spazierengehen, Treffen mit Freunden.
  • Du stößt auf Gegenwehr? Mach dir klar: Es ist nicht leicht, Menschen mit Essstörungen zu helfen. Biete an, mit zu einer Beratungsstelle zu gehen. Diese kannst du übrigens auch als Freund oder Freundin von Betroffenen aufsuchen, um dir Unterstützung zu suchen.

Formen der Essstörungen

Ein kurzer Überblick über die typischen und häufigsten Essstörungen. Auch, wenn die Symptome nicht hundertprozentig mit den beschriebenen übereinstimmen: wenn du bei dir oder einer anderen Person das Gefühl hast, dass es mit dem Essverhalten nicht so richtig stimmt, hol dir Hilfe bzw. sprich deine Freundin oder deinen Freund an.

Bulimie (Ess-Brech-Sucht, Bulimia nervosa)

Typisch für Bulimie sind häufige Essattacken, also in kurzer Zeit viel zu essen. Um dann zu verhindern, dass das Gegessene ansetzt, erbrechen Betroffene sich danach. Manche verwenden auch Abführmittel, andere schwanken zwischen Essattacken und Fastenzeiten, um durch das viele Essen nicht zuzunehmen.

Magersucht (Anorexia nervosa)

Die seelisch bedingte Essstörung führt durch die gestörte Selbstwahrnehmung langfristig zu Untergewicht. Die Nahrungsaufnahme wird auf ein Minimum beschränkt oder vollkommen eingestellt.

Binge-Eating-Störung

Ähnlich wie bei an Bulimie Erkrankten kommt es bei Binge Eating ebenfalls zu Heißhungeranfällen und damit zu Fressattacken. Allerdings wird das Gegessene nicht erbrochen, was langfristig zu Übergewicht führt.

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