Tagebuch einer Ex-Raucherin – Teil 1 –

26. Juni 2014

Vor einigen Monaten habe ich beschlossen, dass ich bald aufhöre zu rauchen. Zum einen hat mich ein Termin beim Lungenarzt aufgrund meines monatelangen Hustens nachdenklich gemacht, zum andern weiß ja jeder Raucher, dass Nikotin schlecht ist und man auf lange Sicht mit gesundheitlichen Problemen rechnen muss.

Da ich in den vergangenen Jahren schon mehrmals vergeblich versucht habe, aufzuhören, sollte es diesmal etwas systematischer laufen. Ich habe mich deshalb einer Suchtgruppe angeschlossen — wir treffen uns seither einmal pro Woche, bekommen Tipps vom Kursleiter und stützen uns gegenseitig. (Übrigens werden solche Präventionskurse von den meisten Krankenkassen bezuschusst, auch von der BKK Pfalz.)

Die Vorbereitung

In den ersten Gruppentreffen haben wir uns ausgetauscht: Warum haben wir angefangen zu rauchen? Wieso wollen wir nun aufhören? Wovor haben wir Angst? Die meisten von uns haben als Teenager die erste Zigarette geraucht („Weils cool war!“) und wollten nun vorwiegend aus gesundheitlichen Gründen von der Sucht wegkommen. Die größten Ängste waren, es nicht zu schaffen, an Gewicht zuzulegen oder schlichtweg „durchzudrehen“ ohne Kippen.

Mithilfe von einigen Übungen haben wir uns dann nach und nach aufs Aufhören vorbereitet. Wichtig war es vor allem, die eigenen Rituale zu erkennen und zu durchbrechen. Ich durfte etwa nicht mehr beim Telefonieren rauchen, nicht mehr auf dem Weg zur S-Bahn und generell nicht in Gesellschaft. Der nächste Schritt war, sich beim Rauchen ausschließlich auf die Zigarette zu konzentrieren und nichts, ja gar nichts nebenbei zu tun. Das war ein hartes Stück Arbeit. Doch nach und nach verlor dadurch das Rauchen seinen Reiz — ohne Gesellschaft war das schon nicht mehr ganz so attraktiv. Ich habe die Zigaretten immer eher ausgedrückt, weil es ohne Nebenbeschäftigung (Telefonieren, mit Leuten reden, Handy bedienen, lesen, etc.) fast anstrengend und nervig wurde.

Die letzte Zigarette

Irgendwann war es an der Zeit, einen Rauchstopp-Termin festzulegen. Ich habe mir den 9. Juni ausgesucht, Pfingstmontag. Das war dann also mein letzter Rauchtag. Um 23:54 Uhr habe ich meine letzte Zigarette ausgedrückt, den Aschenbecher gereinigt und die restlichen Zigaretten durchgerissen und weggeworfen. Schluss aus!

Das ist nun genau 17 Tage her. Mein Kalender von der BZgA (hier kostenlos bestellbar) hat mich dabei jeden Tag aufs Neue motiviert. Tag für Tag ein Blatt abzureißen und zu sehen: „Wow, schon so viele Tage ohne Nikotin!“ — das macht stolz.

Leicht und beschwingt waren diese insgesamt 17 Tage natürlich nicht! Der erste Tag „ohne“ war schon eine sehr große Herausforderung. Mein Kopf schien voller verrückter Gedanken zu sein („Toll, wir haben schon 15 Uhr, und ich habe noch gar nicht geraucht. Darauf sollte ich mir eine anstecken. — Ach nein, verdammt, ich habe ja aufgehört.“), ein Gedankenstrudel, ein Teufelskreis des Wahnsinns.

Gefühlswirrwarr

Das Hin und Her zwischen akuter Aggression und tiefer Trauer war bei mir gerade an den Wochenenden enorm. Ich hätte in einem Moment am liebsten alles kurz und klein geschlagen, im nächsten Moment lag ich apathisch auf der Couch und habe mich selbst bemitleidet. Ganz schön irre klingt das, aber jemand, der noch nicht süchtig war, wird das wohl nie nachvollziehen können. Unser Kursleiter sagte uns in der ersten Stunde schon: „Machen Sie sich klar, dass Sie suchtkrank sind. Auch, wenn Nikotinabhängigkeit in Deutschland offiziell nicht als Krankheit angesehen wird — Sie sind alle suchtkrank.“ So krass hatte mir das noch niemand gesagt, aber der Entzug hat mir gezeigt, dass er recht hat.

Auch, wenn der Weg bis hierher schon recht steinig war — andere rauchen zu sehen, nicht mehr mit Freunden zusammen rauchen, alte Rituale aufzugeben, die Finger nicht mehr mit einer Zigarette zu beschäftigen — so sehe ich doch jetzt schon nach so kurzer Zeit die positiven Seiten: gutriechend durchs Leben gehen, nie mehr Panik, weil die Schachtel Zigaretten nicht mit dabei ist, mit viel mehr Luft die Treppen rauf und dabei noch Geld gespart. Die aktuellen Ergebnisse (Nikotin, Geld, Gesundheitsfaktoren) schaue ich mir regelmäßig in einer App an, die ich mir aufs Handy geladen habe. Sollte ich jemals wieder einen Zweifel haben, reicht ein Blick auf mein „positives Konto“. Bis jetzt habe ich doch tatsächlich auf 263 Zigaretten verzichtet (igitt) und 74,82 Euro gespart (wow).

Kleine Hilfestellungen

Toll und hilfreich finde ich auch die Community von rauchfrei-info. Man kann sich mit anderen Ex-Rauchern oder aufhörwilligen Noch-Rauchern austauschen, sich gegenseitig motivieren, bekommt unfassbar viel Lob (und das tut wirklich gut, auch wenn man die Menschen dort gar nicht kennt) und sieht, dass man mit seinen komischen Gefühlen nicht allein ist.

Wichtig ist jetzt vor allem Beschäftigung. Das geht am besten durch Bewegung an der frischen Luft und bei geselligen Abenden mit Freunden. „Einfach nur die Zigaretten aufgeben und sich dann auf die Couch setzen und gucken, was passiert, das funktioniert nicht!“, hat uns unser Kursleiter gewarnt. Sonst sind Depressionen und Frustessen vorprogrammiert. „Suchen Sie sich neue, positive Dinge. Am besten welche, die Körper und Geist auf Trab halten.“ — Alles klar, wird gemacht. Zum Fußballschauen gibt’s heute mal keine Chips, sondern Gemüsesticks und Joghurtdip. Und danach noch eine Runde übers Feld. Gebongt!

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Petra Brumshagen ist Redakteurin bei der BKK Pfalz und lässt uns
mit ihrem Tagebuch an ihrem Nikotinentzug teilhaben.