Die Galle

Die Zentrale der Fettverdauung

Wussten Sie, dass die Leber „Galle“ herstellt? Die Galle ist kein Organ, sondern das flüssige Produkt des großen benachbarten Stoffwechselorgans. Das umgangssprachlich häufig als Galle bezeichnete Gefäß wiederum ist lediglich der Speicher für die Flüssigkeit und heißt Gallenblase. 

Fettverdauung und Gifttransport

Die birnenförmige Gallenblase schmiegt sich an die Unterseite der Leber. Hier sammelt sich die Galle, bis entsprechende Reize im Darm signalisieren, dass es fettige Nahrung zu verdauen gibt. Über den Gallenblasengang fließt die Galle dann in den Zwölffingerdarm und verrichtet dort ihre Arbeit.

Das heißt: Sie ist vor allem für die Fettverdauung zuständig. Gleichzeitig transportiert sie Abbauprodukte des Stoffwechsels aus der Leber in den Darm. Von dort verlassen sie den Körper dann mit der Ausscheidung. Das ist wichtig, denn die Leber ist die große Entgiftungsmaschine des Körpers und hat viele schädliche Stoffe abzutransportieren.

Die Gallenflüssigkeit setzt sich unter anderem aus Wasser, Säuren, Salzen und Cholesterin zusammen. Besonders mit den Gallensäuren geht unser Körper sehr ökonomisch um: Im unteren Darm werden sie wieder „recycelt“ und zur Leber transportiert.

Gift und Galle spucken

Warum hat diese nützliche Flüssigkeit so einen schlechten Ruf? Viele Redewendungen deuten darauf hin: „gallig“ bedeutet „bitter, boshaft, zynisch“ und die Begriffe „da kommt mir die Galle hoch“ oder „Gift und Galle spucken“ bezeichnen ebenfalls einen Zustand von Wut und Verbitterung.

Möglicherweise rühren die negativen Assoziationen daher, dass es uns schnell schlecht geht, wenn die Funktion der Galle im Stoffwechsel gestört ist. Die bekannteste Erkrankung sind sicherlich die Gallensteine. Diese Kristallisationsprodukte entstehen, wenn die Inhaltsstoffe der Gallenflüssigkeit im Ungleichgewicht sind. Die Steine sind nur wenige Millimeter bis mehrere Zentimeter groß und ruhen in der Gallenblase.

Zwölf Prozent der Bevölkerung haben Gallensteine, doch nur ein kleiner Teil leidet darunter. Eine Beeinträchtigung entsteht erst, wenn sie die Blase verstopfen oder verschließen oder gar eitrige Entzündungen hervorrufen. Beides ist schmerzhaft. Zu den Symptomen gehören Koliken und Gelbsucht.

Zwei Möglichkeiten gibt es, sich der Steine zu entledigen: Sie lösen sich auf und werden ausgeschieden oder schlimmstenfalls im Rahmen einer Operation entfernt. Reine Cholesterinsteine kann man mit Medikamenten auflösen. Welche Methode die richtige ist, stellt der behandelnde Arzt fest.

Wichtig, aber nicht unersetzlich

Manchmal ist es notwendig, die Gallenblase ganz zu entfernen. Der Eingriff führt  normalerweise nicht zu Problemen, da die Gallenblase keine eigene Funktion hat, außer die Gallenflüssigkeit zu speichern, geht das meistens ohne Probleme. Meist dehnt sich ein anderes Gefäß etwas aus, um die Speicherfunktion zu übernehmen. Bei regelmäßiger, ausgewogener Ernährung spürt der Patient keinen Unterschied. Es kann aber sein, dass man fettige Speisen nach einer Gallenblasenentfernung weniger gut verträgt.

Auch die sogenannte Gelbsucht steht in Zusammenhang mit der Galle. Denn wenn man das Hämoglobinabbauprodukt Bilirubin – ein gelber Farbstoff – nicht mehr richtig ausscheiden kann, färben sich Haut und Schleimhäute gelb.

Die Gallenblase kann von bösartigen Geschwülsten, also Krebs, betroffen sein. Diese werden häufig erst in einem späten Stadium entdeckt. Es ist also wichtig, Beschwerden schnell abklären zu lassen.

Auf die Ernährung kommt es an

Ernähren Sie sich gesund und ausgewogen und vermeiden Sie zu üppige Mahlzeiten. Essen Sie fettarm und ballaststoffreich mit viel Obst und Gemüse, Das hilft, Gallensteine zu vermeiden, und wirkt sich auch auf den ganzen Körper positiv aus.

Wenn Sie schon Gallenbeschwerden haben, sollten Sie fettige Speisen meiden und auf Kohl, Hülsenfrüchte, Kaffee und Alkohol verzichten. Bei leichten Krämpfen hilft ein Wärmewickel auf dem rechten Oberbauch, frischer Pfefferminztee ist krampflösend und schmerzlindernd. Bei starken Krämpfen und Schmerzen gehen Sie bitte zum Arzt.