Hormone

Hormone sind nicht nur Liebesboten. Sie sind die Regisseure aller körperlichen Vorgänge, beeinflussen unser Leben und machen einen großen Teil unserer Persönlichkeit aus.

Die Hormon-Werkstätten

Früher hat man manchmal ganz salopp gesagt, dass es jemand „an den Drüsen hat“. Gemeint waren damit Men­schen, die wegen vermuteter Hormonprobleme auf fallend dick waren. Ein wahrer Kern liegt darin, denn es sind tat­sächlich Drüsen, die Hormone produzieren.

Zu den bekanntesten zählen diese hier:

●  Die Schilddrüse stellt Hormone her, die unter anderem regulierend in den Wärme­ und Energiehaushalt ein­greifen.

●  Die Nebenniere produziert Stresshormone sowie die Vorstufen der Geschlechtshormone.

●  Hoden und Eierstöcke sind mit Östrogen, Progesteron und Testosteron beschäftigt. Sie beeinflussen die sexuelle Lust und die Fortpflanzung ebenso wie den Zustand von Haut, Haaren und Knochen.

●  Der Hypothalamus wird unter anderem aktiv, wenn Oxytocin benötigt wird. Dieses Hormon steigert die Bindungsbereitschaft sowie die Lust auf körperliche Nähe und Kommunikation – und es löst Wehen aus, wenn das Baby bereit für die Geburt ist.

●  Die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) produziert bei Bedarf Wachstumshormone und solche für die Milchbildung.

Auch eine Reihe weiterer Organe produzieren Hormone. Das vielleicht bekannteste ist die Bauchspeicheldrüse. Sie bildet Insulin, ein Hormon, das für die Zuckerverwertung notwendig ist.

Hormone in Eigenregie

Wenn ein Problem hormonelle Ursachen hat, gibt es häufig Hilfe in Form von Medikamenten. Doch Hormonersatzpräparate haben auch Nebenwirkungen. Ärztliche Beratung ist daher immer notwendig, ob es nun um die „Pille“ geht oder um Hormone, die Beschwerden rund um die Wechseljahre lindern sollen. Das Gleiche gilt auch für rezeptfreie Präparate, die die Produktion bestimmter Hormone ankurbeln sollen — auch hier ist der Rat vom Arzt sinnvoll, bevor man zur Selbstmedikation greift. Ganz ohne unerwünschte Nebenwirkungen kann man in einigen Fällen selbst die körpereigene Hormonproduktion ankurbeln: Ein Spaziergang in der Natur beispielsweise lockt durch das natürliche Licht Serotonin hervor, das für gute Laune zuständig ist. Selbst bei bedecktem Wetter und im Winter kommt meist noch eine ausreichende Dosis Licht auf der Haut an. Das Abbauprodukt Melatonin fördert dann gleich noch den guten Schlaf. Ausreichend Schlaf wiederum ist ein hervorragendes Anti-­Aging-­Mittel.

Und das nicht nur, weil sich der Körper allgemein erholt, sondern auch wegen einer Substanz, die jung hält, dem Somatotropin. Sie wird vor allem in Ruhe und vor Mitter­nacht gebildet. Wer dann gut gelaunt aufwachen will, kann durch Ausdauersport die gute Stimmung noch steigern. Schon nach rund 20 Minuten Laufen wird zum Beispiel ein körpereigenes Schmerzmittel aktiv, das  Endorphin. Dem ambitionierten Läufer hilft es, kleine Wehwehchen zu vergessen und erst dann aufzuhören, wenn es wirklich ein Problem gibt. Endorphin kann sogar euphorisch machen — Läufer kennen dieses Phänomen als „Runner’s High“.

Kuscheln oder schlafen?

Auch sexuelle Aktivität setzt Hormone frei und viele davon haben einen direkten positiven Einfluss auf das Wohlbefinden, so auch das „Bindungshormon“ Oxytocin. Bei Männern mündet dieses Wohlbefinden oft in ein rasches Einschlafen „danach“. Frauen neigen mehr zum Kuscheln und dazu, sich noch ein wenig zu unterhalten. Natürlich gibt es Ausnahmen. Schließlich bestimmen auch noch viele andere Faktoren, was wir tun und wie wir uns dabei fühlen. Die Hormone sind zwar die Regisseure unseres Lebens — doch die Akteure sind und bleiben wir selbst.

Wann ist ein ärztlich erstellter Hormonspiegel sinnvoll?

Ein Hormonspiegel kann dann sinnvoll sein, wenn man unter gesundheitlichen Problemen leidet, die vermutlich auf ein Ungleichgewicht im Sexual­Hormonhaushalt zurückzuführen sind. Bei Frauen sind das beispielsweise unerfüllter Kinderwunsch, Zyklusunregelmäßigkeiten und Wechseljahresbeschwerden. Bei Männern können das Symptome wie Antriebsschwäche, Stimmungsschwankungen, abnehmende Knochendichte und Muskelschwund sein.

Bei Beschwerden und einem begründeten Verdacht auf eine Erkrankung wird Ihr Arzt die notwendigen Blutuntersuchungen durchführen, die dann über die Gesundheitskarte abgerechnet werden können.

Oft wird die Hormonmessung als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) im Rahmen des Check­Ups angeboten. Dann ist es keine Kassenleistung. Hier sollten Sie mit dem Arzt genau über Sinn und Nutzen sprechen.