Die Schilddrüse

Klein, aber oho — was viele nicht wissen: Die Schilddrüse beeinflusst mit ihren Hormonen den gesamten menschlichen Organismus. Und ist damit wesentlich für unser Wohlbefinden.

Regelkreis der Hormone

Jod gelangt über den Magen-Darm-Trakt ins Blut und wird dann in die Schilddrüse eingebaut. Die Nieren scheiden überschüssiges Jod wieder aus. Die Hormonproduktion der Schilddrüse ist mit der Produktion des Hormons TSH (Thyreoidea stimulierendes Hormon) in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) eng verflochten. Die Freisetzung von TSH wiederum wird vom übergeordneten Hypothalamus, einem Teil des Zwischenhirns, mitgesteuert — ein ausgeklügelter Regelkreis, der die Hormonversorgung sicherstellen soll.

Vieles hängt ab von der Schilddrüse

Die Wirkung der Schilddrüsenhormone im menschlichen Organismus ist sehr weitreichend. Sie sind für den Energiestoffwechsel mit verantwortlich, dafür, dass Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße verstoffwechselt werden. Zudem beeinflussen sie auch den Sauerstoffverbrauch der Zellen. Das Herz-Kreislauf-System und die Magen-Darm-Funktion hängen ebenfalls von ihnen ab. Genauso wie unser psychisches Wohlbefinden.

Schon im Mutterleib unerlässlich

Die Schilddrüsenhormone steuern außerdem sämtliche Wachstumsprozesse. Besonders bedeutungsvoll: die geistige Entwicklung bei Ungeborenen und Kindern. Mangelt es dem kleinen Körper an Jod, kommt es zu Fehlentwicklungen, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Daher empfehlen Ärzte Schwangeren und Stillenden, Jodid-Tabletten einzunehmen, um den erhöhten Bedarf von etwa 230 bis 260 Mikrogramm zu decken — vorausgesetzt, ihre Schilddrüse ist gesund.

Die Hormone spielen verrückt

Reicht die Menge an Jod im Körper eines Erwachsenen nicht aus, gerät der feine Regelkreis der Hormone durcheinander: Die Hormonproduktion sinkt. Die Schilddrüse reagiert vor allem bei Frauen mit Wachstum beziehungsweise Knotenbildung. Die krankhafte Vergrößerung der Schilddrüse wird auch als Struma oder Kropf bezeichnet. An sich entwickeln sich solche Knoten in den seltensten Fällen bösartig. Ein Arzt muss jedoch in regelmäßigen Abständen ihre Größe kontrollieren, zumal sie auch mit einer Unter- oder Überfunktion der Schilddrüse einhergehen können (siehe Tabelle).

BezeichnungUrsacheSymptomeTherapie

Überfunktion
(Hyperthyreose)
durch Morbus Basedow

Autoimmun-Erkrankung
mit gesteigerter
Jodaufnahme
Zittern, Herzrasen, Gewichtsverlust, Durchfall, Haarausfall, Schlafstörungen, Rastlosigkeit, Nervosität, ReizbarkeitGut medikamentös behandelbar. Spontanheilung möglich
Unterfunktion (Hypothyreose) durch Hashimoto-ThyreoiditisAutoimmun-Erkrankung mit chronischer Entzündung der SchilddrüseTrockene Schleimhäute, Nervenentzündungen, Stimmungsschwankungen, Hautreizungen, Gewichtszunahme, KopfschmerzenMit Medikamenten gut behandelbar. Nicht heilbar
Überfunktion (Hyperthyreose)Schilddrüsengewebe produziert Hormone unabhängig vom BedarfGelegentlich ohne Symptome. Sonst: siehe Morbus BasedowIndividuell verschieden
Unterfunktion (Hypothyreose) angeboren oder erworbenMangel an Schilddrüsengewebe oder Jodfehlverwertung oder zu wenig JodGewichtszunahme, Müdigkeit, Kälteempfindlichkeit, Antriebslosigkeit, depressive Verstimmung, Schmerzen, Veränderungen an Haut und HaarenJe nach Ursache

Spurensuche beim Arzt

Neben Knoten sind auch Autoimmun-Erkrankungen dafür verantwortlich, dass eine Schilddrüse zu wenig (Unterfunktion) oder zu viel Hormone (Überfunktion) produziert.

Ein Endokrinologe hat verschiedene Methoden zur Verfügung, wenn der Verdacht besteht, dass eine Schilddrüse nicht normal funktioniert. Zum Beispiel bei Symptomen wie Zittern, Haarausfall und Gewichtsverlust. Die Blut-Untersuchung verrät den Hormonstatus und zeigt entsprechend eine Unter- oder Überfunktion an. Finden sich Antikörper im Blut, ist eine Autoimmun-Erkrankung die Ursache der Funktionsstörung.

In der Ultraschall-Untersuchung erkennt der Arzt Knoten und ihre ungefähre Beschaffenheit. Aber erst eine Feinnadelpunktion gibt Aufschluss darüber, ob ein Knoten bösartig ist. Anhand einer Szintigrafie, für das eine harmlose Menge einer radioaktiven Substanz verabreicht wird, zeigt sich, ob Knoten aktiv („heiß“) oder inaktiv („kalt“) sind, ob sie also selbstständig Hormone produzieren oder ob gar keine Produktion mehr stattfindet. Je nach Befund empfiehlt der Arzt, die Schilddrüse in bestimmten Abständen zu kontrollieren, regelmäßig unterschiedliche Medikamente beziehungsweise synthetisches T4-Schilddrüsenhormon einzunehmen oder in Ausnahmefällen die Schilddrüse verkleinern zu lassen. Im äußersten Fall kann eine Operation hilfreich sein, oder eine Radiojodtherapie, bei der Schilddrüsenzellen mithilfe von radioaktivem Jod zerstört werden.

Welche Lebensmittel enthalten Jod?

Der wichtigste Jodlieferant ist Seefisch, besonders Schellfisch, Seelachs und Kabeljau. Da dem Nutztierfutter Jod zugesetzt wird, ist es auch in Eiern, Milchprodukten und Fleisch enthalten. Fertiggerichte werden ebenfalls mit Jod angereichert, in diesem Fall muss es auf der Packung deklariert werden.

Mit Jod angereichertes Speisesalz bessert die Nährstoffbilanz ebenfalls auf.