Tattoos: Bilder, die unter die Haut gehen

Die Kunst am Körper boomt. Rund zwanzig Prozent der Deutschen tragen mindestens ein Tattoo. Doch Tätowierungen sind nicht ohne gesundheitliches Risiko zu haben.

Wer sich für ein Tattoo entscheidet, sollte nicht nur seine Schmerzempfindlichkeit kennen, sondern das Risiko für Entzündungen, Infektionen oder Allergien gleich mit einkalkulieren. Schließlich zerstören die Nadelstiche beim Tätowieren die natürliche Schutzbarriere der Haut. Dann haben Bakterien und Viren beim kleinsten Hygieneverstoß freien Zugang zur Wunde.

Risiko  „Farbe“

Noch immer ist weitgehend unerforscht, wie sich die unter die Haut gehenden Farbpigmente auf den Organismus auswirken. Fakt ist, dass winzige Farbpartikel im Körper auf Wanderschaft gehen und sich in den Lymphknoten ablagern. Auslöser hierfür ist eine Reaktion des Immunsystems, das den Fremdkörper „Farbe“ möglichst schnell wieder loswerden will. Je mehr Pigmente in den Knoten lagern, desto größer werden diese – und nehmen mitunter sogar die Farbe der Pigmente an. Ob Farbpartikel über die Lymphe und den Blutstrom auch andere Organe erreichen, ist bisher noch ungeklärt.

Verbotene Stoffe

Tattoofarben sind ein Gemisch aus vielen Substanzen und stammen meist aus der chemischen Großindustrie. Sie unterliegen weder der Kosmetik- noch der Arzneimittelverordnung. Deshalb existiert seit 2009 die Tätowiermittel-Verordnung. Leider listet diese nur verbotene Stoffe auf, nicht aber umstrittene oder kritische Produkte. Eine offizielle Liste mit sicheren Bestandteilen von Tattoofarben gibt es nicht.

Deutsche Tattoofarben-Hersteller müssen ihre Farben aber beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) anmelden, bevor sie zertifiziert werden können. Wie genau Inhaltsstoffe im Labor nachgewiesen werden müssen, ist gesetzlich derzeit aber nicht vorgeschrieben. Für das Tattoo-Studio sind außerdem sogenannte Schwermetall-Datenblätter wichtig, aus denen ersichtlich ist, welche Schwermetalle in welchen Mengen gegebenenfalls in einer Farbe enthalten sind – eine notwendige Information etwa bei vorhandenen Allergien.

Die richtige Wahl

Wenn Sie sich für ein Tattoo entscheiden, wählen Sie bitte ein Studio, in dem Hygiene oberstes Gebot ist. Prüfen Sie, ob 

  • eine Hygieneschulung absolviert wurde.
  • ein separater Raum mit abwischbaren Oberflächen und Liegen mit Einwegpapier vorhanden sind.
  • sterile Nadeln, Instrumente und Einmal-Farbtuben verwendet werden.
  • das Wasser zum Verdünnen der Farbe steril ist.

Wenn „Nebenwirkungen“ auftauchen

Suchen Sie unbedingt einen Arzt auf bei

  • geröteter, stark geschwollener Haut. Die Rötung wird dunkler statt heller.
  • starken oder zunehmenden Schmerzen.
  • Fieber.
  • Eiterbildung, mit Flüssigkeit gefüllten Pusteln.
  • sehr starkem, nicht abnehmendem Juckreiz.

Bilden sich dünne Linien, die in Strahlenform vom Tattoo wegführen, kann es sich um eine Blutvergiftung handeln, die sofort behandelt werden muss.

Wenn’s wieder weg soll

Das Tattoo ist nicht perfekt gelungen oder gefällt Ihnen nicht mehr? Bis heute existiert leider keine risikofreie Methode, eine Tätowierung vollständig und spurlos zu entfernen. Trotz moderner Lasertechnik bleiben mitunter Farbpartikel zurück, und auch Narben lassen sich nicht immer vermeiden. Je nach Größe sind für die Tattoo-Entfernung mehrere Sitzungen nötig.

Soll das Tattoo aus ästhetischen Gründen entfernt werden, müssen die Kosten von Betroffenen vollständig selbst getragen werden. Selbst wenn es aufgrund des Tattoos zu medizinischen Komplikationen gekommen ist, darf die Krankenkasse nur einen Teil der Kosten für die Folgebehandlung übernehmen. Es ist gesetzlich festgelegt, dass Patient*innen sich in angemessener Höhe daran beteiligen müssen – 50 Prozent der Kosten gelten hier als Richtwert.