Faszien: Schwung und Struktur

Faszien durchziehen unseren Körper wie ein Netz. Es umfasst das Bindegewebe, Sehnen, Bänder und jeden Muskel mit einer weißlichen Kollagen-Hülle. Ohne das fasziale Gewebe  würden wir buchstäblich zerfließen.

Multitalent Faszien

Da sich das fasziale Netzwerk so umfassend durch unseren  Körper zieht, erfüllt es viele Funktionen:

  • Stabile Flexibilität: Als stabilisierende Hülle halten Faszien alle Muskeln und Organe an ihrem Platz. Weil sie sich gleichzeitig flexibel dehnen können, wird Bewegung erst möglich. 
  • Sechster Sinn: Die Faszien sind unser umfassendstes Sinnesorgan und haben eine enge Verbindung mit unserem vegetativen Nervensystem. Sie sind ein Schlüssel für Körperwahrnehmung.
  • Schützender Versorger: Das wasserreiche Gewebe ist an vielen Stoffwechselvorgängen beteiligt, beherbergt Abwehrzellen des Immunsystems und „Zellbauarbeiter“, die Zellen aufbauen, säubern und reparieren.

Faszien fit halten

Genauso wie sich Muskeln verkürzen oder verspannen können und Gelenke steif werden, reagieren auch die Faszien, wenn wir sie zu wenig oder „falsch“ bewegen. Sie können brüchig und spröde werden oder verkleben und Schmerzen im Bewegungsapparat verursachen. Dagegen hilft gezieltes Training. „So wie man den Schwerpunkt darauf setzen kann, Muskeln oder das Herz-Kreislauf-System zu fordern, kann man mit Übungen auch gezielt Reize für das fasziale Netzwerk setzen“, sagt Trainerin Heike Oellerich, die zusammen mit der Sportwissenschaftlerin Miriam Wessels das Trainingsprogramm FASZIO entwickelt hat.

Schwungvolle Bewegungen

Im FASZIO-Training erinnert einiges an Yoga und Pilates, nur sind die Übungen dynamischer: Federn, Schwingen, Drehen und sogar Springen gehören unbedingt dazu, um die Faszien elastisch zu halten. Die Bewegungen werden größer und ausschweifender, um die langen Muskel-Faszien-Ketten einzubinden. „Faszien wollen auf vielseitige Art gefordert werden“, sagt die Trainerin.

„Faszienkater“

Muskeln und Faszien sind eng miteinander verbunden. Wenn wir nach ungewohnter Anstrengung „Muskelkater“ haben, dann ist es eigentlich die fasziale Hülle, die sich infolge kleiner Risse schmerzhaft bemerkbar macht. Moderate Bewegung unterstützt das fasziale Gewebe in seiner Reparaturarbeit.

SO TUN SIE IHREN FASZIEN GUTES

  • Schließen Sie bei Gleichgewichtsübungen zwischendurch immer mal die Augen. Das schult Ihre Körperwahrnehmung.
  • Tanzen Sie barfuß durch Ihre Wohnung.
  • Kommen Sie auf Ihrem nächsten Spaziergang ruhig mal vom Weg ab. Hangeln Sie sich an einem Klettergerüst entlang, schwingen Sie Ihr Bein über eine Parkbank, balancieren Sie auf einem Baumstamm oder laufen Sie querfeldein.
  • Schalten Sie Lichtschalter mit den Füßen an.
  • Stellen Sie sich beim Bus- oder Bahnfahren hin und versuchen Sie, während der Fahrt mit Ihrem Körper das Gleichgewicht zu halten.