Vernetzte Jugend

Wer „on“ ist, ist „in“

Posten, chatten, simsen — für Jugendliche eine Selbstverständlichkeit. 89 Prozent der 14- bis 29-Jährigen gehören der Online-Community an. Sie kommunizieren über soziale Netzwerke, der digitale Lifestyle bestimmt das Leben.

Heute ist fast jeder digital vernetzt: Knapp zwei Drittel der Jugendlichen nutzen Handy und Internet. Durchschnittlich 138 Minuten am Tag verbringen sie im Netz, überwiegend in „sozialen Netzwerken“. Jeder Zweite zwischen 12 und 19 loggt sich Tag für Tag in seine Online-Community ein, viele sogar mehrmals täglich. Bilder, Einträge, Kommentare und Statusmeldungen werden ausgetauscht. Man plaudert, organisiert Projekte, verabredet Treffen. Privates, Schule oder Studium — die Grenzen verlaufen oft fließend.

Freizeit heute

Sich mit Freunden zu treffen, Sport zu treiben oder einfach nur zu „chillen“, sind auch heute noch beliebte nonmediale Freizeitbeschäftigungen, besonders für Jungs. Mädchen sind eher kreativ oder machen einen Einkaufsbummel. Aber die Medien werden für die Freizeitgestaltung immer wichtiger. Bei den Jungen sind vor allem Computerspiele beliebt; mehr als jeder Zweite „zockt“ regelmäßig. Dagegen interessieren sich nur 14 Prozent der Mädchen für „Games“. Musikhören ist bei beiden Geschlechtern sehr beliebt: Gut neun von zehn Jugendlichen ist ihre (aus dem Netz heruntergeladene) Lieblingsmusik fast ebenso wichtig wie die Internet- und Handynutzung. Auch Fernsehen ist weiterhin wichtig, allerdings sieht sich schon mehr als jeder Vierte TV-Serien bei Online-Videoportalen an oder verfolgt Sendungen live im Internet. Interessant auch, dass das Bucherlesen allen Unkenrufen zum Trotz nicht altmodisch geworden ist. Das E-Book findet nicht so viel Anklang, junge Leute von heute schmökern immer noch sehr gern in „echten“ Büchern.

Flucht in virtuelle Welten

Oft werden in der Öffentlichkeit die problematischen Aspekte von Handy und Internet hervorgehoben. Doch viele Jugendliche sind sich der Gefahren durchaus bewusst. Während in der öffentlichen Wahrnehmung mehr das „Grooming“, also das gezielte Ansprechen von Personen im Internet mit dem Ziel der Anbahnung sexueller Kontakte, im Fokus steht, werden aus Sicht der Jugendlichen vor allem Abzocke und Datenmissbrauch bzw. -manipulation sowie „Viren“ und Cybermobbing als konkrete Gefahren wahrgenommen.

Online-Sucht

Weniger kritisch sehen Jugendliche den übermäßigen Internetgebrauch an sich, der sich aber zu einem ernst zu nehmenden Problem entwickeln kann. Vor allem Jungen und junge Männer scheinen eine Neigung zur Computerspielsucht zu entwickeln. Und auch andere Formen der Abhängigkeit, die das Verhalten betreffen (Chatten, Kaufen, Sex), lassen sich im Netz exzessiv ausführen. Davon betroffen sind nicht nur junge Leute, sondern auch Erwachsene. Sehr hilfreich ist der „Check dich selbst“-Test auf der Website der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) www.ins-netz-gehen.de. Hier kann man seine Suchtgefährdung checken, erhält aber auch viele praktische Tipps für den Umgang mit dem Internet.

Fährte durch den Medien-Dschungel

Das Internet birgt nicht nur Gefahren, es bietet auch Seiten mit großem Nutzwert: Hausaufgabenhilfe, Suchmaschinen, altersgerechte Online-Beratungsportale, Bewerbungstrainings und vieles mehr — es lohnt sich daher, den sinnvollen Umgang mit den neuen Medien zu erlernen. Kinder im Grundschulalter können zum Beispiel auf der werbefreien Homepage www.internet-abc.de einen „Surfschein“ machen. Am besten gemeinsam mit ihren Eltern können sie so früh an selbstverantwortliches Verhalten im Netz herangeführt werden. Ein Wissensquiz vermittelt Wichtiges mit Spaß; trockene Technikbegriffe werden witzig erläutert und spielerisch wird über Fakten informiert. So findet jeder User konkrete Hilfestellungen, wenn er auf kritische Inhalte im Internet trifft.

Mit Wissen, Maß und Verstand im World Wide Web

Ab 14 Jahren, so die Zuversicht der Pädagogen, können Jugendliche zunehmend in der Lage sein, ihre Zeit selbstbestimmt einzuteilen und sinnvoll zu gestalten. Zweifellos ist die virtuelle Welt des Internets eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Gefahrenpotenziale bestehen aber auch in vielen Bereichen des realen Lebens. Der richtige Umgang muss vermittelt und erlernt werden, um Risiken einzudämmen. Jeder weiß, dass Autofahren ohne Führerschein unverantwortlich und eine grobe Fahrlässigkeit wäre. Warum sollte es im „World Wide Web“ anders sein – unterwegs auf der rasantesten Daten-Autobahn der Welt? Wer die psychische und physische Gesundheit seiner heranwachsenden Kinder nicht gefährden will, der sollte sie im Internet nicht ohne Wissen, Maß und Verstand einfach drauflos „browsen“ lassen.

Tipps für Eltern

  • Stellen Sie den Rechner mit Internetzugang erst einmal gut einsehbar in der Wohnung auf.
  • Legen Sie ein dem Alter Ihrer Kinder angemessenes Zeitbudget für die PC-Nutzung fest. (Richtwerte: nicht mehr als eine Stunde am Tag für 10-Jährige, acht Stunden in der Woche ab 12 Jahren).
  • Machen Sie Ihren PC mit einer Filtersoftware, die es inzwischen von vielen Anbietern gibt, „kindersicher“.
  • Rigorose Verbote bringen nichts, bleiben Sie lieber mit Ihren Kindern in ständigem Kontakt und gehen Sie auch gemeinsam ins Netz.
  • Melden Sie sich am besten selbst in den sozialen Netzwerken an, in denen Ihre Kinder unterwegs sind — Sie können sie auch nach Tipps für den Umgang mit Facebook & Co. fragen und so im Gespräch bleiben.
  • Erklären Sie Ihren Kindern, dass ihr Verhalten in sozialen Netzwerken zu Konsequenzen im realen Leben führen kann.
  • Hören Sie genau hin und reagieren Sie sofort, wenn Ihr Kind von Mobbing oder Grooming im Netz berichtet.

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