Zucker-Alternativen — das süße Nichts?

Wer Kalorien sparen und Karies vermeiden will, denkt schnell an Süßstoffe. Doch sind die Zucker-Alternativen wirklich empfehlenswert?

Chemisch hergestellte Süßstoffe sind viel süßer als Zucker und dabei fast kalorienfrei. Aber lässt sich unser Körper tatsächlich so leicht durch Aspartam, Acesulfam oder Saccharin täuschen? Wissenschaftler haben die Hypothese aufgestellt, dass unser Körper Süßstoffe in der Folge mit einer umso höheren Kalorienmenge ausgleichen würde. Die meisten Untersuchungen konnten jedoch keine appetitanregende Wirkung nachweisen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung — eine Einrichtung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz — hält Süßstoffe für unbedenklich, solange man sie nur in den (für Erwachsene) definierten Höchstmengen konsumiert. Diese liegen beispielsweise beim häufig verwendeten Süßstoff Saccharin bei täglich 5 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Etwa genau so viel steckt in einer Süßstoff-Tablette. Eine Frau, die 70 Kilo wiegt, müsste also tatsächlich über 70 Tassen Tee oder Kaffee trinken, die mit der künstlichen Süße angereichert sind, um den definierten Höchstwert zu erreichen. Auch eine Flasche Cola Light liegt unter den Höchstmengen.

Näher am Original: Zuckeraustauschstoffe

In vielen Produkten werden verschiedene Süßstoffe miteinander kombiniert, um einen abgerundeten „natürlicheren“ Süßgeschmack zu erhalten. Oft mit von der Partie sind Zuckeraustauschstoffe, wie zum Beispiel Sorbit, Xylit und Isomalt. Wegen ihrer zahnfreundlichen Eigenschaften werden sie häufig in Kaugummis oder Bonbons eingesetzt und sind in mehrerer Hinsicht näher dran am zuckrigen Original: Sie werden meist aus natürlichen Quellen gewonnen, sie liefern dieselbe Süßkraft wie Zucker, aber nur etwa die Hälfte der Kalorien und verursachen seltener Karies. Da sie dasselbe Volumen und die Konsistenz von Zucker haben, lassen sie sich theoretisch auch für die eigene Küche verwenden. Allerdings kosten sie viel mehr als herkömmlicher Zucker. Ein Kilo Xylit beispielsweise kostet im Online-Handel rund zwölf Euro.

Stevis — die Supersüße

Sie schien wie ein Licht am süßen Horizont: die Stevia-Pflanze aus Südamerika. Doch wird ihre Süße häufig mit anderen Süßstoffen oder auch Zucker kombiniert, da der lakritzartige Eigengeschmack den meisten Verbrauchern nicht schmeckt. Außerdem werden die wertvollen, gesunden Inhaltsstoffe der Pflanze bei der Süßstoffherstellung bedauerlicherweise isoliert.

Versteckter Zucker

Bei einem Zuckerkonsum von durchschnittlich drei Kilo pro Monat und Person in Deutschland sollte man seinen eigenen Konsum durchaus einmal auf den Prüfstand stellen. Wussten Sie, dass wir etwa 83 Prozent unseres Zuckerverbrauchs mit verarbeiteten Lebensmitteln zu uns nehmen? Zucker lauert in Fertigprodukten, Milchprodukten sowie Süß- und Backwaren und programmiert unseren Geschmackssinn auf supersüß. Wer hier reduziert, spart schnell eine Menge Zucker ein und kann dann ohne Reue auch mal seinen Kaffee mit Zucker oder ein Eis mehr genießen.

Vorsicht: Hier lauert zum Beispiel versteckter Zucker

  • Cappuccinopulver (ungesüßt): in der Zutatenliste taucht kein Zucker auf, aber 40 Prozent Zucker stecken im Süßmolkenpulver.
  • Eine Limonade mit 3 Prozent Zitronensaft soll „weniger süß“ sein. Angegeben werden 24,3 Gramm Zucker pro Portion. Das summiert sich pro 0,75-Liter-Flasche auf 73 Gramm Zucker.
  • Es gibt Krautsalate mit 12 Prozent Zucker.
  • Im Ketchup mit „30 Prozent weniger Zucker“ stecken über 16 Prozent Zucker, bei einem Bio-Ketchup „mit Apfeldicksaft, ohne Zusatz von Zucker“ sogar 20 Prozent.
  • Und wer zum Mittag einen „Hähnchen-Snack in fruchtiger Curry-Sauce“ konsumiert, hat bei einer 175-Gramm-Portion 16 Gramm Zucker auf dem Teller.
  • Ein als Kinderprodukt aufgemachter Zwieback schafft es auf 34,6 Gramm Zucker pro 100 Gramm. Normaler Zwieback enthält 3 bis 10 Gramm Zucker pro 100 Gramm.

Quelle: Ergebnis eines vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderten Ernährungsprojekts. Stand: 15.06.2015